Ist die Sterilisation von Archivalien mit Ethylenoxid ein Problem? Die Antwort auf diese Frage sollte eine Auswertung praktischer Erfahrungen bei der Entwesung größerer Mengen an Archivalien bringen, die mit Schimmelpilz kontaminiert waren. Auftraggeber war das Brandenburgische Landeshauptarchiv, das die Firma Hygan mit der Durchführung beauftragt hatte. Ausgangslage der Untersuchung war das Problem, daß Archivalien oft mit Schimmelpilzen und deren Sporen besiedelt sind und deshalb dem Gesundheitsschutz der damit arbeitenden Archivare und Benutzer und auch dem Erhaltungszustand der Objekte besondere Aufmerksamkeit zu widmen ist.
Die Hauptanliegen bei der Schimmelpilz-Dekontamination in Archiven sind:
Dies war die Anforderung an die Behandlung
von 100 lfm stark mit lebenden Schimmelpilzen befallenen Akten.
Pathogene Pilze sind durch direkten Hautkontakt mit den Archivalien für
die Verbreitung von Erregern der Hautmykosen und Systemmykosen verantwortlich.
Unter ihnen befinden sich Dermatophyten wie Trichophyton und Microsporum, die
Menschen wir Haustiere befallen können. Schleimhäute und innere Organe
werden besiedelt von Candida albicans, Aspergillus fumigatus sowie Mucor-Arten.
Einzelne Arten wie auch Kombinationen können unter ungünstigen Bedingungen
generalisieren und zu einem fatalen Krankheitsverlauf führen. Sporen und
Konidien vieler Pilze sind allergieauslösende Stäube und können
u.a. Asthma bronchiale verursachen. Jährlich sterben tausende Menschen,
die mit diesen Stoffen bzw. dem entsprechenden Milieu konfrontiert werden.
Hygan-Laboruntersuchungen haben ergeben, daß bei den kontaminierten Archivalien
eine hohe Belastung vor allem der Gattung Penicillium vorhanden ist. Diese kann
so hoch sein, daß Allergien ausgelöst und vorhandene Allergien verstärkt
werden. Hygan strebt deshalb nach Sterilisation und Entwesung von Archivalien
den problemlosen, normalen Umgang mit dem Material an.
Für Archive und andere Institutionen ist die Bekämpfung von Schimmelpilz
in Archivalien problematisch, zeitintensiv und aufwendig. Deshalb ließ
das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam 1996 größere Mengen
unterschiedlich mit Schimmelpilz behaftete Materialien dekontaminieren. Dabei
war grundsätzlich zunächst zu klären, in welcher Form der Pilz
einschließlich Sporen sicher, effektiv, ökonomisch sinnvoll und für
einen öffentlichen Auftraggeber bezahlbar abgetötet werden kann. Außerdem
dürfen die Archivalien durch das Verfahren nicht einem vorzeitigen Alterungsprozeß
unterworfen werden. Um dieses zu erreichen, fiel die Entscheidung zugunsten
der Ethylenoxid-Sterilisation (Begasung).
Das Resümee nach intensiver einjähriger Aktivität war vorrangig,
daß die Abtötung von Schimmelpilz und Sporen in größeren
Mengen und eine anschließende weitestgehende Entwesung des Materials problemlos
möglich ist. Mehrere professionelle Untersuchungen und Gutachten 1996/97
von akkreditierten Laboratorien haben eindeutig ergeben, daß spätestens
zehn Wochen, z.T. bereits drei Wochen nach der Kaltsterilisation (Begasung)
mit Ethylenoxid in den Archivalien keine Rückstände des Wirkstoffes
mehr nachweisbar sind.